Gefallener Baum

<--- BC Lager
Habichtschatten hatte einen schnelleren Trab angeschlagen, er wollte sehen, wie kraftvoll Feldpfote war und ob sie ihnen, falls sie die beiden Krieger aus den Augen verlor, alleine mit der Geruchsspur folgen konnte.
Es war ein Jammer, dass er ausgerechnet Feldpfote bekam. Sie war unsicher, scheu, schüchtern, aber Sprenkelpfote wäre eine gute Wahl gewesen. Diese war viel energischer bei der Sache, fragte viel, schien immer agil und wissensdurstig. SternenClan, bitte lass Feldpfote eine gute Schülerin sein!, bat Habichtschatten seine Ahnen schweigend. Er wollte sich gerne beweisen und das ginge nur, wenn er Feldpfote zu etwas Großem machte.
Bei seinem Zielort angekommen, blieb Habichtschatten stehen. Seine beiden Begleiterinnen waren noch nicht da, also sprang Habichtschatten auf den Baumstamm hinauf. Seine Krallen hinterließen gut sichtbare Eindrücke, als er sich hochzog, doch das kümmerte ihn wenig. Die Wunden, die er von dem Kampf mit dem Fuchs hatte, ziepten noch ein wenig, doch auch das ließ den Kater kalt. Nur von hier oben hatte er das Gefühl, das gesamte Gebiet um ihn herum gut im Blick zu haben.

Der sanfte Wind trug langsam Feldpfotes Duft zu dem schwarz-weißen Kater heran, der wie eine Statur auf dem gewaltigen Baumstamm saß. Ob sie ihn finden würde? Habichtschatten zweifelte ein wenig daran, Feldpfote wirkte einfach nicht fähig genug. Wütend über die vorausahnbare Unfähigkeit seiner Schülerin grub Habichtschatten die scharfen Krallen in die Rinde des Gefallenen Baumes.

"Habichtschatten?", hallte die Stimme Feldpfotes von den Bäumen wider.

Habichtschatten konnte die ebenfalls schwarz und weiße Kätzin in einiger Entfernung erkennen und gab einen kaum hörbaren genervten Laut von sich. Es war zum Mäusemelken! Sie würde eine SturmClan Katze nicht mal sehen, wenn sie direkt vor ihr stände!

"Hier bin ich!", miaute Habichtschatten zu Feldpfote herüber.

Er hoffte, dass sie nun schleunigst zu ihm kommen würde. Mit ihrem Rufen hatte sie die halbe Beute von hier bis zum Versammlungsplatz verscheucht, da war sich der stattliche Kater ziemlich sicher.
Immer noch auf dem Baumstamm sitzend wartete Habichtschatten auf Feldpfote. Innerlich musste er sich eingestehen, dass sie anscheinend doch ziemlich flink war, immerhin hatte sie Glücksschweif ohne weiteres abhängen können. Allerdings konnte es auch passiert sein, dass Glücksschweif einfach nur ihren fetten Hintern nicht schnell genug bewegen konnte. Ein spöttisches Schmunzeln fuhr über sein Gesicht, war aber schnell wieder verschwunden.

Feldpfote schlich zu ihm herüber. Blieb vor dem Baumstamm sitzen und ließ den Schwanz hängen. Das würde ihr auch nichts nützen, wenn sie sich nicht mal auf ihre Nase verlassen konnte!
Auch Glücksschweif bewegte endlich ihren Hintern zum Gefallenen Baum. Den Schwanz hoch erhoben stolzierte sie zu den beiden Wartenden herüber. Ermahnte Habichtschatten, nicht so hart mit Feldpfote umzugehen.

"Ich gehe hart vor, wenn es nötig ist!", knurrte Habichtschatten zurück.

Was maßte diese Kriegerin sich eigentlich an? War es sein oder ihr Schüler, der nicht fähig war, einer einfachen Geruchsspur zu folgen?!

"Und du solltest endlich mal lernen, deinen Hintern schneller zu bewegen. Feldpfote war eine Ewigkeit vor dir hier!", blaffte er Glücksschweif an. "Wenn selbst eine Schülerin schneller ist als du, solltest du aufhören, so viel zu fressen."

Grummelnd sprang Habichtschatten von dem Baumstamm herab, landete sanft auf allen vieren und hob stolz den Kopf. Sein Gleichgewichtssinn war perfekt.

"Feldpfote, sage mir, was du riechen kannst!"

Jedenfalls hatte sein raues Auftreten die stumpfsinnige Kriegerin Glücksschweif zum Schweigen gebracht - eine wahre Erleichterung! Es gab nichts nervigeres als eine ständig plappernde und nervenaufreibende Kätzin, die ihn vom Jagen und Lehren abhielt.
Feldpfote schien ihre Aufgabe ernst zu nehmen, sie öffnete leicht das Maul, um die Gerüche besser einziehen zu können, und gab eine ganz zufriedenstellende Antwort. Zweibeiner waren wohl vor kurzem hier durch marschiert, ob sie einen Hund dabei gehabt hatten, konnte auch Habichtschatten nicht erschnüffeln, dafür war der Gestank zu abgestanden.

"Gut, Feldpfote", miaute Habichtschatten an seine Schülerin gewand. "Du sagtest, du riechst eine Maus - versuche, sie zu fangen."

Der massige Kater trat ein Stück zurück, um seine Schülerin besser im Blick zu haben. Ich bin gespannt, was Schattenstern ihr alles beigebracht hat, dachte der Kater mit einem abwartenden Gesichtsausdruck. Seine Miene verriet nicht, ob er gespannt oder gelangweilt, wütend oder sanft, friedlich oder wild war. Keine einzige Emotion schien darauf zu sein.